Josef Ruhland | 05/2021 UPDATE: 5.2.2022


Vom Häuslerhaus zum Kulturhaus

Seit dem ausgehenden 17. Jh. ist das Kulturhaus als Häuslerhaus belegt. Rund um den Pfarrhof und die Kopfinger Kirche dominierte das Handwerk -  in Kopfingerdorf überwog die Landwirtschaft.

Pfarrhof (Nr. 1, größter Bauernhof des Ortes), Binder (Nr. 2), Zimmermann (Nr. 3, abgerissen - die Hausnummer erhielt die "Rausch-Villa"), Schreiner (Nr. 4), Weber, Krämer, Schneider (Nr. 5, Kulturhaus), Kirchenwirt und Fleischhauer (Nr. 6), Mesner und Schule (Nr. 7), Weber, Schneider und Krämer (Nr. 8), Bader und Hebamme (Nr. 9), Wirt zu Götzendorf (Nr. 10), Mayrgut und Armenhaus der Gemeinde (Nr. 11, abgerissen), Zimmermann (Nr. 12), Steinmetz (Nr. 13), Schuster und Bäcker (Nr. 14), Weber (Nr. 15) ...

Das Häuslerhaus Kopfing Nr. 5 lässt als Kulturhaus die Geschichte der Häusler lebendig werden.


HAUSNAMEN zeigen, wer auf dem Haus war:

Das heutige Kulturhaus entstand um 1680 als Weberhäusl, wurde dann zum Krämerhäusl und schließlich zum Schneiderhäusl zur Heimstatt von Webern, Krämern und Schneidern ...

Bevor jemand zum Häusler geworden war, wohnte er oft als INWOHNER bei einem Bauern oder Häusler. Ein Inwohner war nicht wie die Knechte oder eine Dirn in einer Kammer untergebracht, sondern er besaß eine kleine Wohnung: Das Kennzeichen war ein Herd, der von ihm (bzw. seiner Familie) genutzt wurde und ihn unabhängig etwa von gemeinsamen Essenzeiten im Haushalt des Hausbesitzers machte.

BEISPIEL 1: Alois Kroiss - vom Inwohner zum Hausbesitzer

Der aus der Pfarre St. Roman stammende Schneidermeister Alois Kroiss war schon zumindest seit seiner Eheschließung 1881 Inwohner im Krämerhäusl Nr. 5, welches er dann 1894 der Besitzerin und Krämerin Theresia Probst abkaufte.

Da er noch einen von Maria Theresia ausgestellten Handelsschein besaß, führte dann seine Frau Anna (geb. Scheuringer) die Krämerei im heutigen Kulturhaus als letzte Krämerin bis in die Jahre des ersten Weltkrieges fort.

BEISPIEL 2: Franz Dallinger - Hausbau als Inwohner

Der Tischlergeselle Franz Dallinger wohnte in den beginnenden 1920er-Jahren bis 1927 als Inwohner im inzwischen zum Schneiderhäusl gewordenen Haus Nr. 5 des Schneidermeisters Johann Danninger, er hatte die Tochter Aloisia des Alois Kroiss geheiratet.

Franz Dallinger kaufte 1925 von Johann Danninger den gegenüber bzw. oberhalb des Schneiderhäusls gelegenen "ledigen Grund", um darauf selber ein Haus zu bauern, - es sollte übrigens nicht sein einziger Hausbau bleiben.

Das 1928 fertiggestellte Haus wurde 1933 an Richard und Helene Rausch verkauft, die schon Jahre in Kopfing ihre Sommerfrische "im Licht" verbracht und ab 1941 den Hauptwohnsitz von Wien nach Kopfing verlegt hatten. Für die Kopfinger wurde das Haus Nr. 3 fortan zur "Rausch-Villa".


Aufnahme vor 1900: Am 26.10.1894 erwarb  der Schneidermeister Aois Kroiss das Haus - die Krämerei blieb noch bis ca. 1910.
Aufnahme vor 1900: Am 26.10.1894 erwarb der Schneidermeister Aois Kroiss das Haus - die Krämerei blieb noch bis ca. 1910.


Collage: Josef Ruhland
Collage: Josef Ruhland

Das Kulturhaus im September 2004 ...


Der Kulturpark 2004 ...


Arbeiten zur Herstellung des Kulturparks 2005 ...

Das Kulturhaus musste vor dem Innenausbau 2005 erst entrümpelt werden ...