Ruhland | Erstfassung 4.6.2015 UPDATE 26.10.2018


Leinenweber, Schuster, Schneider und Naderinnen waren Störhandwerker ...

Jenes alte Handwerk, das einst im Häusler- und Handwerkerhaus ausgeübt wurde, wird heute im Dachboden des Kulturhauses präsentiert.


Maria Zachbauer (geb. Danninger) steht für den beruflichen Alltag einer Schneiderin in den 30er-Jahren: Sie kam 1915  im Schneiderhäusl (Kopfing Nr. 5, heute Kulturhaus) auf die Welt. Das Foto (1942) zeigt den Schneidermeister Johann Danninger mit Gattin Aloisia, davor Maria Danninger zwischen Adelheid und Otto Straßl. 

Maria Zachbauer erlernte von 1933 – 1936 das Schneiderhandwerk. 

Ihre Lehrzeit absolvierte sie bei der Kopfinger Meisterin Cilli Weishäupl, mit der war sie schon während ihrer Lehrzeit im ,Sauwald und entlang des Inntals mit dem Fahrrad auf der „Stör“ unterwegs.

Zum Foto: Die Schneidermeisterin Cilli Weishäupl bildete drei Kopfinger Schneiderinnen aus: Maria Danninger (l), Maria Süß (r) und Berti Pointner "Graber" (hockend).

Die Schneidermeisterin Maria Zachbauer arbeitete in den 1930er-Jahren im Schneiderhäusl, - dort wo 30 Jahre vorher noch eine kleine Krämerei eingerichtet war. Diese ist heute als „Alte Krämerei im Kulturhaus“ wiederbelebt worden.


Alte Säcke? 

Ihre Beschriftung steht für den Bauernstand und seine Geschichte.

Um 1850 wurden die Bauern frei - erst dann konnten sie ihr eigenes Getreide zum Müller hin- und das Mehl heimbringen. Darum stammen die ältesten Jahrzahlen auf den Säcken auf die frühen 1850er-Jahre...

"Du muasst scho entschuldig'n, aba bei uns san a' fremde Säck dazuakemma, da ham's früher nöt recht aufpasst" meinte eine Bäurin. Doch die "fremde" Namen auf den Säcken waren die Namen von Frauen, welche diese Säcke als Aussteuer mit auf den Hof brachten:  Normalerweise brachte eine Bauersbraut 12 bedruckte Säcke mit, die Mitgift sehr reicher Bräute beinhaltete bis zu 3 Dutzend davon. Und: Je reicher und kunstvoller die Säcke gestaltet waren, desto reicher war auch der Bauer.

Und weil die Säcke im Laufe der Jahre auch erneuert werden mussten, sammelten sich in manchen Höfen zu den Säcken unterschiedlichen Ursprungs auch solche mit anderem Aussehen an.


Im Jahr 1866 wurde einer der ersten Stiefelknechte aus Holz (links auf dem Bild) gebaut, - er ist im Kulturhaus zu sehen. Damit konnte man ohne fremde Hilfe aus den engen (und oft noch mit Lumpen oder Papier ausgestopften) Stiefeln kommen!

Das geschnitzte Sonnenmotiv auf der Vorderseite und die Initialen des erzeugenden Handwerkers neben der Jahreszahl "1866" auf der Unterseite zeigen den Stolz auf einen der ersten Stiefelknechte in unserer Gegend...

Ein zusammenlegbarer Taschen-Stiefelknecht (in der Mitte des Fotos) fand problemlos auch im Kalier Platz und erlaubte es, auswärts etwa beim Wirt aus den feuchten Stiefeln zu schlüpfen.

Die übliche Machart eines Stiefelknechtes seit den 1920er-Jahren ist ganz rechts im Foto zu sehen.