Sachen. Namen. Volkskultur. Brauchtum einst...

 Josef Ruhland 11/2020


Ein gelungener Musterfleck führt dazu, dass die tüchtige junge Frau eher geheiratet wird. Dann heiratete sie in der schwarzen Kopftuchttracht und ging ohne Kopftuch nicht mehr aus dem Haus. Kam ein Kind auf die Welt, brachte die Godn auch eine Krösendose als Taufgeschenk. Und saßen auf dem Bauernhof Eltern, Großeltern und Enkerl vielleicht samt Gesinde um den großen Tisch, so spendete die Heiliggeisttaube darüber den Segen ...


"Handarbeiten" hatte als Unterrichtsgegenstand früher einen hohen Stellenwert. Fast alle Frauen lernten in der Schule nähen und sticken - und ihr Musterfleck zeigte als eine Art direkte Leistungsvorlage, welche Techniken sie beherrschten: Säume, verschiedene Sticharten und Spitzenverarbeitungen, Stricktechniken und vor allem Kreuzstichmuster füllten einen Musterfleck.

 Und: Beeindruckte so ein Musterfleck, so konnte es passieren, dass die junge Frau "vom Fleck weg geheiratet" wurde...

Denn der gelungene Musterfleck brachte die positive Zuschreibung mit sich, dass die junge Frau tüchtig war, dass kochen und putzen und damit auch den Haushalt gut führen konnte...

Anmerkung: Eine Berufsausbildung für Mädchen oder auch der Besuch einer höheren Schule war bis in die 1960er-Jahre selten, - der Großteil der Frauen des Mittelstandes war nicht berufstätig.

 


Die schwarze Kopftuchttracht (um 1890) aus Seide erinnert in der Brauchtumsstube des Kulturhauses daran, dass nicht nur die Hochzeit oft bis zum 2. Weltkrieg (und länger) in Schwarz stattfand, sondern dass die Frau dann auch den sonntäglichen Kirchgang im (abgeschnittenen) schwarzen Kleid samt schwarzen Kopftuch absolvierte.

Besonders in der NS-Zeit wurde eine Hochzeit in Weiß oft als wünschenswert dargestellt. Es wird erzählt, dass deswegen auch nach dem Ende des 2. Weltkrieges bei entsprechend eingestellte Familien weiterhin in Schwarz geheiratet wurde...

 


Eine aus Holz gedrechselte, manchmal auch schön bemalte Krösendose mit Schraubdeckel war bis in das 19./20. Jh. ein beliebtes Tauf- bzw. Patengeschenk, - sie wurde als Geschenk der Taufpatin auch Godendose genannt. 

Eine Frau ging früher - auch wegen der hohen Kindersterblichkeit - nicht außer Haus, bis ihr Kind getauft war.

Die Taufpatin gab meist eine Silbermünze, den "Tauftaler" als Geschenk in die Dose. Manchmal war - bei ärmeren Paten - anstelle des Geldes ein geknotetes Stück der Nabelschnur des Neugeborenen in der Taufdose. Die Redewendung bzw. Frage:

"Ist ihm der Knopf schon aufgegangen?" 

hat mit diesem Knoten zu tun. Dieser sollte bis zum Schuleintritt des Kindes ja "aufgegangen" sein.

Dazu soll auch angemerkt sein, dass die Schulreife früher auch damit zusammen hing, dass das Kind einen Knoten öffnen bzw. seine Schuhbänder selber binden konnte.
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Ein Supp'nbrunzer kann verschiedene Gegenstände bezeichnen, die im Herrgottswinkel oder über dem Esstisch hängen: Bei uns zielt dieser Ausdruck auf die Heiliggeisttaube. Die Taube gilt bereits seit frühchristlicher Zeit als ein Symbol für den Heiligen Geist - die Taube sollte Segen über die unter ihr sitzenden Bauersleute und das Gesinde bringen.

Bei uns hingen eher einfache, aus Holz geschnitzte Tauben über dem Tisch (Foto rechts); die Taube neben dem Kruzifix (geschaffen vom Kopfinger Holzbildhauer Martin Plöckinger) wurde erst nach dem 2. Weltkrieg geschaffen; in den großen Vierkantern des Traunviertels befand sich die hölzerne Taube meist in einer Glaskugel.

Weil besonders von der in einer Glaskugel gefassten Heiliggeisttaube das abgekühlte Kondenswasser in die große, dampfende Suppenschüssel zurücktropft, - der Dampf sich aber auch auf der hölzernen Taube sammelt, kondensiert und wieder zurücktropft - ist wohl die scherzhafte Bezeichnung Supp'nbrunzer entstanden:

Im Volksglauben hat damit der Heilige Geist "in die Supp'n brunzt" und sie gesegnet...