Ruhland | 11. 1. 2019
V.l.n.r.: RAZENBERGER (Nr. 8: Weberhäusl, Schneiderhäusl, Krämerhäusl), SCHMIDBAUER (Nr. 7: Mesnergütl), KASERNE (Nr. 16: Kirchenwirts-Zubau 1896), KIRCHENWIRT (Nr. 6: Taferne, Metzgerei), KULTURHAUS (Nr. 5: Weberhäusl, Krämerhäusl, Schneiderhäusl), Ungerwirt, darunter WEISHÄUPL (Nr. 4: Schreinerhäusl, gegen 1900 Handlung), daneben das kleine Zimmermannhäusl (abgerissen, die Nr. 3 wurde 1928 für Rausch-Villa verwendet); SCHULHAUS (1875 gebaut mit 2 Schulklassen, Lehrerwohnungen und Gemeindekanzlei); unterhalb GRÜNEIS (Nr. 15: Weberjodlhäusl);
Nicht auf dem Foto: Nr. 14 Ganscha (Schusterhäusl in der Pfarrerweide); Nr. 19: Grüblinger (Fischer Hansl); Nr. 2: Koller (Binderhäusl).
Das Ortsbild veränderte sich in den 30 Jahren zwischen 1897 und 1927 nicht. Nach dem Baubeginn zur Kirchenwirts-Kaserne 1896 gab es erst 1926 wieder die erste Bautätigkeit: 1926 wird das Koller Schuster-Haus (am rechten Bildrand) gebaut, 1926-1927 wird die Rausch-Villa (links neben dem Kirchturm) errichtet.
Gewerbe in Kopfing vor 1900 nach Hausnummern
(HAUSNAMEN nach dem alten Grundbuch, angelegt 1790 - 1793)
Nr. 1: PFARRHOF: Landwirtschaft
Nr. 2 WEIRATBINDER, BINDERHÄUSL: Binder
Nr. 3 ZIMMERMANNHÄUSL: Zimmermann, Schuhmacher (abgerissen - heute: Rausch-Villa)
Nr. 4 SCHREINERHÄUSL: Schreiner, Tischler (erstes Schulhaus)
Nr. 5 KRÄMERHÄUSL MIT ÖLSTAMPF: Weber, Leinweber, Krämer, Ölschläger,
Schneider
Nr. 6 TAFERNE, KIRCHENWIRT: Weber, Wirt ("Gastgeber"), Fleischhauer
(Kirchenwirtshaus, später mit Landwirtschaft - Bauernhaus in Rasdorf)
Nr. 7: (PROBST-) MESNERGUT (zweites Schulhaus, später mit Landwirtschaft)
Nr. 8 SCHNEIDERHÄUSL, KRÄMER: Schneider, Krämer (Salzverschleiss, Trafik, Postamt)
Nr. 9 BADERHÄUSL, SCHOPFHÄUSL: Bader, Apotheker, Wundarzt (erster Gemeindearzt); Hebamme
Nr. 10: WIRT ZU GÖTZENDORF: Wirt (mit Landwirtschaft)
Nr. 11 MAIR IN GÖTZENDORF, MAIRGUT: Gemeindehaus u. Armenhaus (abgerissen)
Nr. 12 HIASL Z' GÖTZENDORF, JOSTN FRANZL: Rechenmacher
Nr. 13: FISCHERGÜTL (Landwirtschaft)
Nr. 14 SCHUSTERGÜTL IN DER PFARRERWEIDE, SCHUSTERHÄUSL: Schuster
Nr. 15 WEBERJODLHÄUSL, KIRCHJODLHAUS: Weber, Leinweber, Bäcker, Krämer (Postamt)
Nr. 16: (KASERNE) Zubau Kirchenwirt: Schlachthaus; Post; Arztpraxis; Gendarmerie; Kassa
Nr. 17 WEBERHÄUSL (HOFBAUER): Weber, Tierkastrant (tierarztlicher Helfer)
Nr. 18: SCHULHAUS ab 1875
Nr. 19 FISCHER HANSL: Steinhauer
Nr. 20 (WASNER): Schreiner, Tischler
Nr. 21 SCHUSTERFRANZL: Schuster
Nr. 22 KOLLERSCHNEIDER: Schneider
Nr. 23 SCHUSTERHÄUSL, UNGERWIRT: Schuster, Wirt, Viktualienhändler
Die HAUSNAMEN zeigen, wer auf dem Haus war:
Das heutige Kulturhaus Kopfing entstand als Weberhäusl, wurde zu einem Krämerhäusl und schließlich zum Schneiderhäusl.
Es war vom Anfang um 1680 an immer von Häuslern bewohnt - ob Weber, Krämer oder Schneider: Kopfing Nr. 5 war immer ein Häuslerhaus.
Bevor jemand durch den Erwerb eines Häusls zum Häusler geworden war, wohnte er oft als
INWOHNER
bei einem Bauern oder Häusler. Ein Inwohner war nicht wie die Knechte oder eine Dirn in einer Kammer untergebracht, sondern er besaß eine kleine Wohnung: Das Kennzeichen war ein Herd, der von ihm (bzw. seiner Familie) genutzt wurde und ihn unabhängig etwa von gemeinsamen Essenzeiten im Haushalt des Hausbesitzers machte.
BEISPIEL 1: Alois Kroiss - vom Inwohner zum Hausbesitzer
Der aus der Pfarre St. Roman stammende Schneidermeister Alois Kroiss war schon zumindest seit seiner Eheschließung 1881 Inwohner im Krämerhäusl Nr. 5, welches er dann 1894 der Besitzerin und Krämerin Theresia Probst abkaufte.
Da er noch einen von Maria Theresia ausgestellten Handelsschein besaß, führte dann seine Frau Anna (geb. Scheuringer) die Krämerei im heutigen Kulturhaus als letzte Krämerin bis in die Jahre des ersten Weltkrieges fort.
BEISPIEL 2: Franz Dallinger - Hausbau als Inwohner
Der Tischlergeselle Franz Dallinger wohnte in den beginnenden 1920er-Jahren bis 1927 als Inwohner im inzwischen zum Schneiderhäusl gewordenen Haus Nr. 5 des Schneidermeisters Johann Danninger, er hatte die Tochter Aloisia des Alois Kroiss geheiratet.
Franz Dallinger kaufte 1925 von Johann Danninger den gegenüber bzw. oberhalb des Schneiderhäusls gelegenen "ledigen Grund", um darauf selber ein Haus zu bauern, - es sollte übrigens nicht sein einziger Hausbau bleiben.
Das 1928 fertiggestellte Haus wurde 1933 an Richard und Helene Rausch verkauft, die schon Jahre in Kopfing ihre Sommerfrische "im Licht" verbracht und ab 1941 den Hauptwohnsitz von Wien nach Kopfing verlegt hatten. Für die Kopfinger wurde das Haus Nr. 3 fortan zur "Rausch-Villa".