Josef Ruhland 11/2023
Das Sterbebild. Die Gefallenenbilder brachten das Foto auf das Sterbebild.
Die Gefallenenbilder während des 1. Weltkrieges brachten das Foto auf die Sterbebilder: Die Lebensdaten des Gefallenen samt dem aufgedrucktem Porträt wurden zu einer letzten lieben Erinnerung. an liebe Verstorbene hoch.
Die Gefallenen lagen meist weit entfernt von der Heimat in oft unbekannten Soldatengräbern - das Totenbild im Herrgottswinkel oder im Gebetbuch wurde zu einem wichtigen Erinnerungsbild für die Angehörigen.
Weil die Sterbebilder mit dem Foto mehr Platz brauchten, tauchten erstmals auch gefaltete Sterbebilder auf.
Zwei Gefallenenbilder - oben v.l.n.r. :
Einfaches Sterbebild mit Foto in Uniform (Josef Ertl, Bauerssohn aus Kimleinsdorf +9.9.1914 in Galizien / Russland - heute Südwestukraine, im 25. Lj.) und
> Rückseite mit Schutzengel bei sterbendem Soldaten: "Sie waren bereit, für Gesetz und Vaterland zu sterben!"
Gefaltetes Sterbebild mit Foto in Uniform (Paul Straßl, Bauerssohn aus Kimleinsdorf +31.1.1916 in Russisch Polen - heute Westukraine, im 20. Lj.) und (darunter)
> Rückseite mit "Ecce Homo - Motiv" und Jesus beim sterbendem Soldaten: "Wer hat eine größere Liebe als der, welcher sein Leben hingibt für seine Freunde?"
Eine Besonderheit im 1. Weltkrieg: Im Gegensatz zu WK 2 wird die Regimentszugehörigkeit angegeben (der militärische Rang fehlt), oft ist auch die Todesursache angefügt - und fast immer wird ein religiöser Bezug hergestellt: Die Gefallenen werden direkt vom Schlachtfeld in den Himmel geholt ...
Das Gefallenbild im 2. Weltkrieg zeigt den Soldaten: Der militärische Rang und Auszeichnungen werden wichtig, religiöse Bezüge fallen bis auf die "(fromme) Erinnerung" weg...
Die Tragik des Todes auf dem Schlachtfeld zeigt sich, wenn Brüder zeitnah fallen und für die Angehörigen die Erinnerung ein "doppeltes Gefallenenbild" wachhält.
(Matthias Koller aus Kopfing +12.12.1942 und Johann Koller aus Kopfing +6.5.1943).
In der Aufbahrungshalle Kopfing findet sich an der Wand ein Gedenkstein, der daran erinnert, dass nach den ersten beiden auch zwei weitere Brüder - Rudolf (1943) und Eduard Koller (1944) - fielen.
Die Tragik des Krieges zeigt auch ein dreifach gefaltetes Sterbebild der Brüder Baminger aus Königsedt.
(Johann Baminger +2.7.1941, Josef Baminger + 9.12.1942 und Gottfried Baminger + 23.1.1945).
An Johann und Josef Baminger erinnern auch zwei Gefallenenbilder, welche den "Heldentod" der Brüder (in Uniform) dokumentieren. Beim dreifachen Sterbebild wurde auf Bilder in Uniform verzichtet, aus dem Heldentod wurde ein "Soldatentod" ...
Ein Gefallenenbild, das nur an einem Wort erkennbar ist:
Josef Gahleitner, Bauerssohn vom Bauerngute in Gigering +4.4.1945 ... am Neckar im 18. Lebensjahre gefallen".
Josef Gahleitner war wohl der letzte gefallene Kopfinger Soldat. Er starb nahe Heilbronn nicht einmal fünf Wochen vor dem Ende des 2. Weltkriegs - am 8. Mai 1945 hatte Generalfeldmarschall Keitel die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet.
Im Laufe des Krieges wurde das Papier merkbar schlechter und die Mangelwirtschaft spürbarer: Für den Aufdruck der persönlichen Daten benutzte man immer öfter verschiedene Rückseiten lagernder Sterbebilder.
Die Fotos der Verstorbenen auf den Sterbebildern wurde in größeren Gemeinden schon in der Zwischenkriegszeit aufgedruckt - in Kopfing setzte sich dieser Trend erst nach 1960 durch, wie die Sterbebildsammlung von Markus Kranningers Vater Reinhard belegt.
Die abgebildeten Gefallenenbilder stammen aus der Sammlung von Johann Schöfberger!