Sachen. Namen. Volkskultur. Steinreiches Kopfing ...

Josef Ruhland 11/2020


Granit und Gneis prägen den Sauwald  - und vor allem Kopfing: In allen Ecken der Marktgemeinde fanden sich früher einige größere und viele kleine Steinbrüche. Es gibt keine Ortschaft und kaum ein Dorf, in dem nicht während der letzten Jahrhunderte ein Steinhauer oder Steinmetz werkte.

Zwei besondere Objekte aus Granit, hervorragende Beispiele für die Handwerkskunst der Steinhauer, sind im Kulturpark zu sehen. Sie seien vor den Vorhang geholt: Eine einzigartige Rarität stellt der Stampfstein dar. Als ein Beispiel für viele andere im Gemeindegebiet kann der Teilstein stehen.


Der granitene Stampfstein ist ein seltenes Stück. Üblicherweise wurden Eichenstämme für Stampfen genutzt, da konnte man ohne viel Aufwand auch vier bis sechs Höhlungen ausstemmen.

Ein Stampfstein aus Granit mit nur zwei Höhlungen - das war etwas Besonderes. Und er wurde auch für eine besondere Stampf genutzt, nicht für das gewöhnliche "Stampfen" des Saufutters, nein, darin wurde Leinöl gestampft!

Neben den Müllern, Sägewerkern und Hammerschmieden nutzten auch die Bauern die Wasserkraft vor allem zum Stampfen des Brein (Hirse) und des Saufutters (Hafers). Vier Breinstampf' und fast 20 Haferstampf' gab es in der Gemeinde Kopfing; nach 1900 wurde noch in zwei Ölstampfen (Gansmühle und Krämergütl, heute Kulturhaus) das gesunde und begehrte Leinöl gestampft. Der beschriebene Stampfstein wurde in Pratztrum gefunden.

Das Foto links zeigt die einstige Braumandl-Haferstampf (Grub 7), die 1940 durch Kauf an diesen Standort versetzt wurde. Diese Saufutter-Stampf mit 3 Höhlungen wurde als letzte in Kopfing bis 1958 betrieben.

Mit Wasserkraft wurden sogar Bewässerungsanlagen (Beharding, Stier) oder (Kimleinsdorf, Ertl) eine Futterschneidemaschine betrieben.


Teilsteine gibt es in Kopfing einige; in Matzelsdorf verteilt einer auch jetzt noch das Wasser wie in früheren Zeiten...

 

Ein Teilstein war zu zwei Drittel in der Erde eingegraben, um ein Einfrieren des Wassers zu verhindern. Die meisten Teilsteine wurden vor 1800 angefertigt. Je nach Größe der ausnahmslos in Handarbeit gebohrten Löcher wurde die Zuteilung des Wassers für zwei oder mehr Bezieher geregelt.

Der links abgebildete Teilstein "teilte" das Wasser aus einer 400 m entfernten, ungefassten Quelle für zwei Bauernhöfe auf. 

 

Häusler hatten von der Rodungszeit bis ins Mittelalter keinen Grundbesitz. Sie durften aber ihr Kleinvieh (Ziegen und Schweine) tagsüber im Wald weiden lassen. 
Die Gattersäulen zeigen mit den daran
ansc
hließenden Steinreihen, dass hier wahrscheinlich eine Art "Weideparzelle" von anderen Waldstücken oder angrenzenden Ackerflächen abgegrenzt worden war. Die Gattersäule bot die Möglichkeit, ein hölzernes Gatter daran zu befestigen und so den Zugang zum Wald zu regeln.

Nicht belegt ist der bei Sturm und Unwettern überlieferte heidnische "Brauch des Windfütterns" - zur Besänftigung der Naturgewalten wurden Opfergaben (wie Brot, Mehl, Weri...) in das Loch gelegt.